Steinreiches Mauthausen

Die Granitindustrie

Mit dem Bau der Pferdeeisenbahn um 1830 brach der Salzhandel völlig ein. Die Bewohner Mauthausens waren nun in einem großen Dilemma, denn viele verloren ihre Arbeit und wussten plötzlich nicht, wie sie ihre Familien ernähren sollten.

Mauthausen saß aber auf einem großen Schatz, GRANIT.

Der erste Steinbruch war vermutlich der Galgenberg-Bruch, aber die erste dokumentierte Steinbruchgründung war jedenfalls im Jahr 1781: Steinmetzmeister Johann Gehmacher, ein schlauer Mauthausener mit unternehmerischem Weitblick, eröffnete den Heinrichsbruch und beteiligte sich sogleich an einem Wettbewerb „Zur Auffindung des besten Steins zu einer Pflasterung der Straßen Wiens“. Dafür legte er Mustersteine vor und - gewann die Ausschreibung.

Ein großer Erfolg, der die weitere wirtschaftliche Entwicklung des Ortes nachhaltig beeinflussen sollte.

Ab Ende des 18. Jh. wurden nun große Mengen von Granitwürfeln zur Staubfreimachung nach Wien geliefert, später auch in die anderen Hauptstädte der Monarchie, Pressburg und Budapest. Durch die stark steigende Nachfrage entstanden in den folgenden Jahrzehnten weitere große Steinbrüche: Kamptner-Bruch, Markt-Bruch, Spitalsbruch, Steinberger-Bruch, Bettelberg-Bruch, Plesser-Bruch und schließlich der Wienergraben-Bruch, der bis zur Eingemeindung im Jahr 1939 aber im Gemeindegebiet von Ried in der Riedmark lag.

Die Pflastersteine waren aber nur der Beginn des großen Erfolges. Die Bautätigkeit stieg immer weiter und durch die Entwicklung spezieller Werkzeuge zur Steinbearbeitung ergaben sich neue Anwendungsmöglichkeiten: Stiegen, Säulen, Fenster- und Türgerichte, Denkmale und vieles mehr. Für Brücken eignete sich der Stein so hervorragend, dass man in Budapest sogar die berühmte Kettenbrücke auf seinen Pfeilern errichtete.

Eines der bedeutendsten Unternehmen waren die 1839 in Mauthausen gegründeten „Granitwerke Anton Poschacher“, die mit bis zu 20 Steinbrüchen in Österreich, Bayern und Böhmen zum größten Granitproduzenten der Donaumonarchie wurden.

Die Arbeit in den Steinbrüchen war eine ‚stein‘-harte Schufterei und reich wurden nur die Unternehmer. Trotzdem waren diese Arbeitsplätze für die Bevölkerung immens wichtig, denn die Granitindustrie war nun für viele Familien die Haupteinnahmequelle.

Warum erlebte aber gerade ‚unser‘ Granit einen so beispielhaften Siegeszug?
Nun, einerseits war der Stein qualitativ und optisch hervorragend, andererseits war die Lage der Steinbrüche nahe der Donau einmalig. Die meisten Steinbrüche waren ja nur wenige 100 m vom Donauufer entfernt, kürzere Transportwege an Land gab es fast nirgends. Und für Steinlieferungen in die östlichen Regionen der Monarchie, deren Hauptstädte ja alle an der Donau lagen, war der Fluss als Transportweg sowieso optimal.

Im Jahre 1982 wurde der Bettelberg-Bruch als letzter Steinbruch stillgelegt und heute sind diese ehemaligen Abbaustätten naturnahe Erholungsräume für Tier und Mensch.

Nicht alle, denn ein Steinbruch hat mit Beschaulichkeit gar nichts zu tun.
Das große Granitvorkommen war zu Beginn des 2. Weltkrieges nämlich der Grund für die Errichtung der abscheulichen KZ-Lager in Mauthausen und Gusen. Besonders im Wienergraben-Bruch fanden viele Menschen einen fürchterlichen Tod.

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